Innovation: Ein strategischer Grundpfeiler bei Implenia
Implenia, der führende multinationale integrierte Bau- und Immobiliendienstleister, hat im Jahr 2019 Innovation und Intrapreneurship ganz oben auf seine strategische Agenda gesetzt. Wir sprachen mit dem Senior Innovation Manager Karel van Eechoud und mit Innovation Analyst Diana Fischer über die Bedeutung von Innovation im Bauwesen, die spezifischen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, und wie KICKBOX zu einem Perspektivenwechsel beiträgt.
rready: Wie hat sich bei Implenia in den letzten Jahren die Rolle von Innovation verändert?
Karel: Vor KICKBOX hatten wir keine zentralisierte Struktur, um Innovationen zu fördern oder solche Projekte zu organisieren. Wir hatten zwar eine interne Forschungsabteilung, die sich aber hauptsächlich auf Baumaterialien konzentrierte. Andere Innovationsaktivitäten waren im gesamten Unternehmen verstreut, ohne dass es eine zentrale Anlaufstelle für Innovation oder Intrapreneurship gab.
Im Jahr 2019 hat Implenia Innovation als Grundpfeiler in die Unternehmensstrategie integriert und zur obersten Priorität erklärt. Wir sind uns bewusst, wie wichtig Innovation ist, um die Baubranche auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Aus diesem Grund hat das Unternehmen den Innovation Hub ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein internes Team, das einen neuen Ansatz für Innovation und Intrapreneurship umsetzen soll. Es gibt nicht viele Bauunternehmen, die über ein Team verfügen, das sich spezifisch mit Innovation und Intrapreneurship beschäftigt. Unsere Aufgabe besteht darin, Innovation im gesamten Unternehmen zu fördern und zu vereinfachen. Ein wichtiger Bestandteil davon ist die KICKBOX.
Mit der KICKBOX haben wir nicht nur einen Weg gefunden, Innovation allgemein zu fördern, sondern wir haben auch eine feste Struktur, um Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Einerseits hilft dies Implenia, neue Ideen und Möglichkeiten zu finden, wie das Geschäft verbessert und optimiert werden kann. Andererseits fördert es eine Unternehmenskultur, die Innovation und Intrapreneurship begünstigt und begrüsst.
rready: Die Belegschaft von Implenia ist geografisch und in Bezug auf die Arbeitsumgebungen breit gestreut – vom Büro bis zur Baustelle. Wie habt ihr KICKBOX im gesamten Unternehmen bekannt gemacht, damit alle Mitarbeitenden erreicht werden?
Diana: Da die Implenia-Belegschaft so breit gestreut ist, haben wir einen zweigleisigen Ansatz gewählt: Der erste war der übliche Online-Ansatz. Wir haben die KICKBOX auf unserer Intranetseite gut sichtbar platziert. Die verwirklichten RedBox-Projekte haben wir ebenfalls im Intranet gezeigt. Das funktionierte sehr gut für die Mitarbeitenden in unseren Büros.Aber um die Beschäftigten auf der Baustelle zu erreichen, mussten wir einen anderen Ansatz wählen: Wir stellten den Standorten verschiedenes Anschauungsmaterial wie Poster in den jeweiligen Landessprachen zur Verfügung. So konnten wir die Mitarbeitenden informieren, die selten online sind. Besuche auf der Baustelle waren ebenfalls sehr wichtig. Wir gaben damit dem Programm ein Gesicht und boten die Gelegenheit, Fragen zu beantworten. Und schliesslich organisierten wir – soweit es Covid-19 zuliess – eine Reihe von Treffen, um das KICKBOX-Programm zu stärken.
Uns war wichtig, den Start des Programms zu einem grossen Event zu machen. Bei Implenia sollte die KICKBOX mit einem Paukenschlag ins Leben gerufen werden. Als die KICKBOX online war, drückte das Topmanagent auf einen grossen roten Buzzer. Wir haben auch eine grosse RedBox in unseren Büros aufgestellt, um die Leute auf das Programm hinzuweisen und das Thema in aller Munde zu bringen. Wir feiern das Programm mit jährlichen internen Pitch Events und zeigen, was die KICKBOX ausmacht. Unsere Mitarbeitenden erhalten so die Möglichkeit, ihre Ideen vor einer hochrangigen Expertenjury zu pitchen.
rready: Mit welchen weiteren Herausforderungen waren Sie konfrontiert, die spezifisch für Implenia und die Baubranche sind?
Diana: Viele unserer Mitarbeitenden arbeiten nicht am Schreibtisch oder haben keinen Zugang zum Intranet des Unternehmens. Deshalb haben wir dafür gesorgt, dass alle notwendigen Ressourcen für KICKBOX auch auf dem Handy oder Tablet verfügbar sind. Ausserdem haben wir die Kickboxer ermutigt, von Anfang an Teams um ihre Idee herum zu bilden. So können sie ihre Fähigkeiten bündeln und das Teamgefühl auf einer Baustelle nutzen. Meistens haben die Teammitglieder die gleichen Probleme, sodass es sinnvoll ist, gemeinsam an deren Lösung zu arbeiten.
Karel: Eine weitere Herausforderung ist der projektbasierte Charakter unseres Geschäfts. Die Arbeitsbelastung hängt stark vom Projektzyklus ab. Einem Projektmanager oder einer Projektmanagerin fällt es schwer, Zeit und Konzentration für die KICKBOX zu finden, wenn sie sich mitten in einem Millionenprojekt befinden. Das stellte uns vor die Herausforderung, die Leute dazu zu bringen, sich zu verpflichten, die RedBox-Phase abzuschliessen und dann zur BlueBox überzugehen.
Glücklicherweise bietet die KICKBOX Flexibilität. Damit dies möglich ist, haben wir einige Aspekte des Programms an unsere Bedürfnisse angepasst. Zum Beispiel muss bei Implenia die Sponsorenvereinbarung, welche die Kickboxer in die BlueBox-Phase führt, nicht nur vom Sponsor, sondern auch vom Vorgesetzten unterzeichnet werden. Dadurch wird sichergestellt, dass alle Beteiligten mit dem erforderlichen Zeit- und Energieaufwand einverstanden sind. Zudem wird das Engagement beider Seiten durch die ausdrückliche Erklärung gestärkt.
Der Innovation Hub unterstützt unsere Kickboxer bestmöglich. Wir denken ständig über neue Möglichkeiten nach, das Programm in dieser Hinsicht zu verbessern. So ist beispielsweise geplant, eine Zuteilung von Projektstunden nur für die KICKBOX zu testen. Wir werden eine bestimmte Anzahl bezahlter Projektstunden haben, die wir den Kickboxern wie bei jedem anderen Projekt zur Verfügung stellen. Damit wird eine bestimmte Zeitspanne für die KICKBOX festgelegt. Wir erhoffen uns, dass diese zusätzliche «Erlaubnis» das Engagement weiter erhöht.
rready: Wie ist die bisherige Reaktion?
Karel: Nach dem Start im Herbst 2019 wurden in den ersten Monaten viele Ideen eingereicht. Wir freuen uns, dass dieser Trend auch 2020 anhält. Letztes Jahr haben wir hart daran gearbeitet, die KICKBOX-Community innerhalb von Implenia zu vergrössern, um sie während des Lockdowns am Leben zu erhalten. Wir haben unsere Offline-Veranstaltungen und Treffen online verlegt und sie noch häufiger als zuvor abgehalten. So konnten wir den anfänglichen Schwung aufrechterhalten und das Engagement stärken. Wir haben nun eine Bewegung innerhalb von Implenia geschaffen. Die KICKBOX hat nicht nur viele Botschafterinnen und Botschafter für Intrapreneurship hervorgebracht, sondern auch die Verbindungen innerhalb des Unternehmens zum Thema Innovation gestärkt.
Diana: Als Innovation Hub und zentrales Team gehört es zu unseren wichtigsten Zielen, Verbindungen nach innen und aussen zu schaffen. Und das Feedback, das wir erhalten, bestätigt uns, wie wichtig das ist. Oft hat jemand eine Idee, aber weiss nicht, an wen man sich wenden kann oder ob es angemessen ist, mit dieser Person Kontakt aufzunehmen. Wir stellen diese Kontakte her und fördern Verbindungen über alle Ebenen und Standorte hinweg. Ein Beispiel, das mir in den Sinn kommt, ist ein Kickboxer, der sagte, er fühle sich jetzt viel mehr mit dem Rest des Unternehmens verbunden und als Teil einer grösseren Gemeinschaft innerhalb von Implenia.
rready: Es ist grossartig, dass sich KICKBOX auch auf einer persönlichen Ebene auswirkt. Wo sonst haben Sie solche kulturellen Veränderungen als Folge von KICKBOX gesehen?
Karel: Ich würde sagen, dass Implenia und das Bauwesen im Allgemeinen in einer sogenannten «Machbarkeitsfalle» stecken. Die meisten Mitarbeitenden stammen aus dem Ingenieurbereich. Sie sind darauf trainiert, die technische Seite einer Lösung zu beurteilen. Worin wir aber nicht so gut sind, ist: die Erwünschtheit einer Lösung einzubeziehen, die Kunden zu verstehen sowie über ihre Probleme und spezifischen Bedürfnisse nachzudenken. Somit kommen Kickboxer oft mit einer vollständig durchdachten Lösung zu uns, die in einem ausführlichen Geschäftsplan dargelegt ist, in dem aber nur wenige über das eigentliche Problem steht.
Der KICKBOX-Prozess bringt sie einen Schritt zurück und zwingt sie, sich zuerst mit dem Problem zu befassen. Auch wenn KICKBOX als niedrigschwellig angesehen wird, ist dies doch ein guter kleiner Trick. Wir erwischen die Leute mit ihrer Idee, und dann kommt das «Aber». Denn der KICKBOX-Prozess führt sie von der Lösung weg und zurück zum Problem. Das löst bei den Kickboxern einen Lernprozess aus, der zu ihrer eigenen Entwicklung und zu einem allgemeinen Umdenken im Unternehmen und in der Branche beiträgt. KICKBOX hilft uns, aus der Machbarkeitsfalle herauszukommen und mehr über die Erwünschtheit zu lernen – etwas, das für unsere Branche in Zukunft entscheidend sein wird.